Wie bringst du Menschen zusammen, die sich sonst vielleicht nie begegnen würden? Wie wird aus einer Idee im Hinterhof ein Angebot für den ganzen Kiez? Die Mobile Stadtteilarbeit Rixdorf macht’s vor: Das Team ist regelmäßig draußen unterwegs, hört zu, stellt Fragen – und entwickelt gemeinsam mit Nachbar*innen Projekte. Wir haben mit Anaìs und Maryam von der Mobilen Stadtteilarbeit gesprochen – über mobile Büros, Suppe zum Kennenlernen und darüber, was passiert, wenn man einfach mal fragt: »Und, wie geht’s dir eigentlich hier im Kiez?«
Was ist die Mobile Stadtteilarbeit Rixdorf und was sind eure Ziele?
Wir sind ein Projekt, das in Rixdorf und im Reuterkiez (und zukünftig auch im Donaukiez) aktiv ist. Man kann sich uns wie einen wandernden Treffpunkt vorstellen: Wir bringen Leute zusammen, hören zu und entwickeln daraus neue Angebote. Wir wollen Begegnungen ermöglichen, Angebote gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickeln – und wenn jemand Beratung braucht, sind wir natürlich auch dafür da.
Unser Ziel ist es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die nicht so einfach Zugang zu Einrichtungen haben oder bestehende Angebote vielleicht gar nicht kennen. Dabei wollen wir nicht nur erzählen, sondern vor allem zuhören – also erfahren, wie die Menschen ihren Kiez wahrnehmen, was sie bewegt, was sie sich wünschen.
Warum heißt es »Mobile« Stadtteilarbeit? Wo seid ihr unterwegs und wie kann man euch treffen?
Weil wir viel unterwegs sind: Mit unserem mobilen Büro stehen wir zum Beispiel auf dem Wochenmarkt am Karl-Marx-Platz oder auch mal am Alfred-Scholz-Platz. Wir bringen Kaffee und Tee mit und sind einfach ansprechbar. Auch mit der Kiezsuppe sind wir unterwegs: Wir kochen Suppe und verteilen sie im Kiez. Dabei geht’s nicht nur ums Essen – es ist auch eine Einladung, miteinander ins Gespräch zu kommen und neue Leute kennenzulernen.
Aber wir haben auch einen festen Anlaufpunkt im Haus der Vielfalt – da gibt’s feste Sprechzeiten und auch regelmäßige Treffen, zum Beispiel unseren Fermentations-Treff, bei dem wir zusammen Dinge wie Kefir oder Kimchi fermentieren.
Welche Angebote gibt es noch von der Mobilen Stadtteilarbeit im Kiez? Welche Veranstaltungen oder Aktionen organisiert ihr?
Oh ja, da gibt’s einiges! Neben der Kiezsuppe, dem Fermentations-Treff und dem mobilen Büro haben wir viele andere Formate. Zum Beispiel den Hinterhofflohmarkt – die Idee ist übrigens direkt aus einem Gespräch mit einer Nachbarin entstanden: Anwohner*innen machen kleine Flohmärkte in ihren Höfen, wir organisieren das Ganze drumherum – mit Karten, Informationen, Werbung. Und wer keinen eigenen Hof hat, kann beim Gemeinschaftsstand der Brüdergemeine mitmachen. Wir bieten auch eine mobile Fahrradreparatur an – die findet immer an wechselnden Orten statt.
Außerdem planen wir regelmäßig Workshops, zum Beispiel am 02.06. 2025 zusammen mit dem Berliner Ensemble einen Theaterworkshop zum Thema »Teilen«. Dieses Jahr sind wir auch bei den 48 Stunden Neukölln dabei, mit der Performance »Was ist die faktische Realität« von Emilia Nietbecua. Und feiern tun wir auch: Am 23.05.2025 organisieren wir in Rixdorf das Fest der Nachbarschaft!
Wenn ich eine Idee oder einen Wunsch für den Kiez habe – kann ich einfach auf euch zukommen? Wie läuft das ab?
Unbedingt – wir freuen uns immer über neue Ideen! Sprich uns einfach bei einer Veranstaltung an oder komm zu unseren Sprechzeiten ins Haus der Vielfalt (dienstags 12–14 Uhr und donnerstags 10–12 Uhr). Du kannst uns auch jederzeit eine E-Mail schreiben. Wir schauen dann gemeinsam, wie wir dich unterstützen können – oder ob es vielleicht schon ein Angebot gibt, das passt. Hauptsache, wir kommen ins Gespräch!
Aktuell machen wir auch eine Befragung „Was bewegt dich im Kiez?“, um von euch zu hören. Mach gerne mit und teile deine Wünsche mit uns! Wir freuen uns über die verschiedensten Einblicke!
Ihr arbeitet auch mit der Kampagne KiezcouRAGE zusammen. Was steckt dahinter?
Genau! KiezcouRAGE ist ein Bündnis aus kritischen Gemeinwesenarbeiter*innen und engagierten Leuten aus der Zivilgesellschaft. Seit letztem Herbst sind das Nachbarschaftsheim Neukölln und wir als Projekt „Mobile Stadtteilarbeit“ mit dabei.
Entstanden ist die Kampagnenidee für KiezcourRAGE im Rahmen des Bündnisses solidarisches Kreuzberg während der Pandemie. In dieser Zeit sind viele gesellschaftliche Spannungen sichtbarer geworden – zum Beispiel rassistische Diskriminierung, Konflikte im öffentlichen Raum oder auch Polizeigewalt. KiezcouRAGE will genau solchen Themen etwas entgegensetzen – Dinge, die damals wie heute RAGE (wütend) machen.
Die Idee ist: Mit Plakaten Mut machen und zeigen, wie man im Alltag Zivilcourage zeigen kann. Also nicht wegschauen, sondern aktiv werden, sich einmischen, solidarisch handeln. Gleichzeitig geht’s um Austausch, Vernetzung und die Entwicklung von Veranstaltungen – zum Beispiel aktuell rund um das Thema rechte Radikalisierung. Ein gutes Beispiel ist unser Format „Argumentieren gegen Rechts“. Das machen wir regelmäßig mit Multiplikator*innen – läuft bei uns auch unter dem Dach von KiezcouRAGE.
Die Plakate greifen Themen auf, die viele aus dem Alltag kennen: rassistische Angriffe, Polizeigewalt, Obdachlosigkeit oder Drogenkonsum im Treppenhaus. Bei unseren mobilen Touren haben wir die Poster immer dabei, hängen sie auf oder geben sie weiter. Und wer möchte, kann sich die Plakate gern bei uns im Haus der Vielfalt abholen. Weitere Motive sind auch schon in Planung – etwa zu Queerfeindlichkeit oder Ableismus.
Welche Themen begegnen euch besonders oft in eurer Arbeit? Gibt es Anliegen, die viele Menschen im Kiez teilen?
Da gibt es einiges – aber ein paar Themen hören wir wirklich regelmäßig. Zum Beispiel Einsamkeit, besonders bei älteren Menschen. Deshalb haben wir auch die Kiezsuppe gestartet: Damit Menschen in gemütlicher Atmosphäre zusammenkommen und sich austauschen können.
Ein weiteres großes Thema ist Bürokratie – viele sind überfordert mit Anträgen und Formularen und wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen. Wir unterstützen da, so gut wir können, oder vermitteln an passende Stellen weiter. Und um noch besser zu verstehen, was die Menschen im Kiez wirklich bewegt und was für Wünsche es gibt, machen wir gerade eine Umfrage. Mach gern mit! Jede Rückmeldung hilft weiter.
Wie kann die Nachbarschaft euch unterstützen oder sich einbringen? Braucht ihr ehrenamtliche Hilfe?
Auf jeden Fall – wir freuen uns riesig über Unterstützung! Besonders bei der Kiezsuppe sind helfende Hände immer willkommen. Aber auch schon, wenn ihr bei der Umfrage mitmacht oder uns Feedback gebt, bringt das total viel. Und falls du selbst eine Idee hast, die du ehrenamtlich umsetzen willst – melde dich bei uns! Wir überlegen dann gemeinsam, wie wir das möglich machen können.
Wenn du auf dem Laufenden bleiben willst, melde dich gern für den Newsletter der Mobilen Stadtteilarbeit an:
https://mailchi.mp/216b9e196e4f/newsletter-der-mobilen-stadtteilarbeit-rixdorf-reuterkiez